Fight. Pray. Love! Liebe kennt keine Kasten, noch Grenzen.
Vielleicht habt ihr in den letzten Wochen die tragische Geschichte von Kaushalya und Shanker [Original in Tamil: சாதியும் அதன் தந்திர மனிதர்களும் – கௌசல்யாவின் வாக்குமூலம்] gelesen.
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Vielleicht habt ihr in den letzten Wochen die tragische Geschichte von Kaushalya und Shanker [Original in Tamil: சாதியும் அதன் தந்திர மனிதர்களும் - கௌசல்யாவின் வாக்குமூலம்] gelesen. Vielen ist es jedoch nicht bewusst, dass solche Dramen wie in Kaushalyas und Shankers Leben auch in der heutigen Zeit unter uns Tamilen stattfinden. Natürlich ist es nicht so extrem und doch werden die Liebenden von der Familie verstoßen, wenn sich für ihre Liebe und gegen die Familie entscheiden.

Als நூல் பொம்மை (MaRionette) blogge ich seit ein paar Monaten aus privaten Gründen nicht mehr und doch erhalte ich viele Mails von LeserInnen, die ihr Schicksal mit mir teilen möchten. Vor einigen Monaten habe ich eine Mail von einem Mädchen erhalten. Auch wenn es mich gefreut hat, dass ich ihr zumindest indirekt helfen konnte, so stimmte mich die Mail sehr traurig. Ihre Geschichte hat mir wieder einmal die Realität unserer Gesellschaft vor Augen geführt und ich bin mir jetzt umso bewusster, wieso ich ursprünglich vor zwei Jahren mit dem Bloggen angefangen hatte.

Ein Plattform wie TamilCulture Germany ist eine tolle Bereicherung, um die Meinung und Erfahrung unserer Generation zu vertreten, deshalb möchte ich durch TamilCulture Germany die Geschichte mit euch teilen und allen Mut machen, die sich in der gleichen Situation befinden wie das Mädchen. – Ihr seid nicht die Einzigen, die darunter leiden! Seid stark, denn nach jedem Gewitter kommt ein Regenbogen. Es ist ein langer Weg, aber irgendwann wird es sich lohnen.

PS: An die Absenderin der Mail – ich würde mich freuen, wenn du dich nochmals bei mir melden würdest.

-- Die kleine Marionette

20. August 2015

Die Liebe ist ja nicht verboten, dachte ich mir – bis ich vom Kastensystem erfuhr!

Vor fünf Jahren habe ich einen jungen Mann kennengelernt. Er war ein Bekannter meiner Freundin. Wir haben uns durch sie kennengelernt. Er und ich waren zuerst befreundet, später habe mich in diesen jungen Mann verliebt. Dieses Kribbeln im Bauch, dieses Vor-sich-hinlächeln bei dem kleinsten Gedanken an ihn, diese Glücksgefühle, wenn man den anderen in die Arme schließen und am liebsten nicht mehr loslassen möchte. Das Gefühl der Liebe in Worte zu fassen, ist fast so schwierig, wie die Kontrolle über die eigenen Gefühle zu behalten. Diese Liebesgefühle waren plötzlich da und ich konnte nichts dagegen unternehmen. Wozu auch? Die Liebe ist ja nicht verboten, dachte ich mir – bis ich vom Kastensystem erfuhr.

Etwas Kleines, das nur wir in unseren Herzen sehen konnten.

Ich habe fünf Jahre gewartet. Fünf glückliche Jahre voller Liebe, Romantik, Vertrauen, füreinander da sein. Wir haben für uns etwas Kleines aufgebaut. Etwas Kleines, das nur wir in unseren Herzen sehen konnten. Wir beide kannten unsere Stärken und Schwächen, trotzdem liebten wir uns. Ich wusste, wie ich ihn aufmuntern konnte, glücklich machen konnte. Bei ihm war es dasselbe, er wusste jedes Mal, wie er mich glücklich machen und aufmuntern konnte. Dafür brauchten wir kein Geld, sondern wir hatten uns, um glücklich zu sein. Das Gefühl ist unersetzbar. Klar hatten wir auch gelegentlich Streit, aber diese kleinen Hürden haben wir auch jedes Mal überwunden. Dieses Schloss aus Liebe, das wir für uns aufgebaut haben, haben uns Menschen kaputt gemacht, die wir über alles geliebt haben – unsere Familien, unsere Verwandtschaft.

Es gab auch schlechte Tage, da lagen wir eingekuschelt beieinander.

Wir haben sehr lange gewartet, um es unseren Eltern zu sagen. Wir wollten beide unsere Ausbildung abschließen, eine Stelle haben und uns zuerst im Leben einen Platz gewinnen. Wir haben sehr viel Kraft investiert. Bei jeder Prüfung, die ich geschrieben habe, strengte ich mich für unsere Zukunft an. Habe nächtelang gelernt und habe auf vieles verzichtet, damit ich ans Ziel kommen kann. Ich habe meine Ziele erreicht.

Ich war nicht die Einzige, die sich angestrengt hat. Mein Freund hat seine Ausbildung abgeschlossen und hat eine anstrengende Weiterbildung mit Erfolg bestanden. Die Weiterbildung wollte er in der Tasche haben, damit wir uns alles leisten können, was wir uns wünschen.

Wir hatten eigene Ziele und Probleme, aber am Ende des Tages, haben wir uns beide immer gegenseitig motiviert und den Rücken gestärkt. Wir waren ein eingespieltes Team. Wir haben uns gegenseitig Kraft gegeben. Es gab auch schlechte Tage, da lagen wir eingekuschelt beieinander. Das schon genügte, um unsere Seele mit Energie zu tanken.

"Du hast mich so verraten, du kannst nicht meine Tochter sein!"

Wir haben uns darauf geeinigt, dass ich es meinen Eltern zuerst sage. Ich bin die Älteste in unserer Familie und er hat zwei ältere Geschwister, die schon verheiratet sind. Über meine Familie gibt es nicht viel zu berichten. Sie haben sich sehr in die Schweizer Kultur integriert. Haben mich alles ausprobieren lassen (Ausgang, 1. Mal Alkohol, alleine in die Ferien, usw.). Für mich persönlich sind sie sehr offen. An diesem Abend ging ich zu meinen Eltern und erzählte ihnen von unserer großen Liebe. Zuerst sind sie völlig ausgerastet – ist aber verständlich. Da mein Freund in der gleichen Stadt lebt wie ich, kannten sie ihn bereits. Daher wußten sie, wie fleißig er war. Sie wußten auch, dass er und seine Familie einen guten Ruf haben. Am Ende vom Gespräch sind sie zum Ergebnis gekommen, dass sie mal mit ihm sprechen möchten.

In dieser Nacht waren mein Freund und ich sehr überrascht darüber, dass meine Eltern so gelassen auf die Neuigkeit reagiert haben. Da haben wir uns aber leider sehr getäuscht. Das Problem ging erst am nächsten Tag weiter. Früh morgens kam meine Mutter ins Zimmer und schrie mich völlig unerwartet an: “Du hast mich so verraten, du kannst nicht meine Tochter sein!”

"Alle werden dann schlecht über uns reden."

Ich habe die Welt nicht mehr verstanden und habe sie gefragt, was denn los ist. Sie hat daraufhin gemeint: “So einen von der tieferen Kaste kannst du nicht heiraten. Das geht nicht. Wenn du das tust, was sollen die anderen denken? In unserer Kaste gibt es tausend Schönere, aber du musst ausgerechnet einen aus einer tieferen Kaste aussuchen. Er wird dich nie glücklich machen, nicht wie die Männer aus unserer Kaste. Er wird dich verarschen und dann kannst du nicht mehr zu uns, weil wir dich nicht wieder zurücknehmen können. Alle werden dann schlecht über uns reden.” Sie verbat mir daraufhin den Kontakt mit ihm, sonst wäre ich für meine Eltern gestorben.

Ich wußte, dass mein Freund einer anderen Kaste angehört, aber wir haben uns nie darüber Gedanken gemacht. Sonst müsste man sich über die Blutgruppen, Herkunft, Hautfarbe, Augenfarbe, usw. auch Gedanken machen. Ich habe mit meiner Mutter gesprochen, sie hat geweint. Sie war fertig mit den Nerven. Ich war kaputt und ich wollte mich einfach umbringen. Ganz ehrlich: Ich wollte nicht mehr Leben. Was hat das Leben für einen Sinn, wenn man nicht die Person sein kann, die man sein will? Ich war am Boden zerstört. In der gleichen Woche rief meine Mutter meinen Freund an und hat ihn angelogen, indem sie ihm sagte: “Wenn du meine Tochter wirklich liebst, wirst du es deiner Mutter sagen. Nachdem du es ihr gesagt hast, werde ich es akzeptieren.“

Auch während dieser Zeit haben wir nie aufgehört uns zu lieben!

Wir haben meiner Mutter vertraut und es bei ihm zu Hause auch erzählt. Wir waren ratlos, als seine Mutter ihm dasselbe gesagt hatte wie meine Mutter mir. Es stellte sich auch heraus, dass meine Mutter auch danach nicht bereit war unsere Liebe zu akzeptieren. Sie hatte es nur so daher gesagt. Den Sinn verstehe ich bis heute nicht. Wir verstanden nichts mehr, aber auch während dieser Zeit, haben wir nie aufgehört uns zu lieben.

Meine Eltern teilen mir mit, dass ich für sie gestorben sei.

Mit der Zeit hat seine Mutter nachgegeben und meinte: „Ja, wenn ihr euch liebt, könnt ihr die Gefühle nicht einfach wegwerfen.“ Das war der Satz für einen guten Anfang zwischen mir und seiner Familie. In meiner Familie hat sich nichts verändert. Seit August 2015 spricht meine Familie nicht mehr mit mir. Sie haben mich verstoßen. Ich lebe im gleichen Haushalt wie sie, aber keinerlei Interaktion, keine Gefühle. Nichts mehr! Meine Eltern teilen mir mit, dass ich für sie gestorben sei. Sie stellten mich vor die Wahl: Entweder sie oder er.

Ich liebe meine Eltern, aber ich werde nicht meine Liebe für meine Eltern aufgeben!

Ich gehe jeden Tag kaputt. Jede Nacht weine ich in den Schlaf. Ich liebe meine Eltern, aber ich werde nicht meine Liebe für meine Eltern aufgeben, nur weil sie in einer anderen Welt aufgewachsen sind. Ich will nicht nur für mich kämpfen, sondern für alle, die das Gleiche durchmachen müssen. Für all die Frauen und Männer, die in der Zukunft das Gleiche erleben werden.

Mein Freund hat ein Lebensziel. Er will, dass meine Eltern bei unserer Hochzeit dabei sind. Bis dahin werden wir warten und für unsere Liebe kämpfen. Klar, niemand weiß, ob wir in 10 Jahren getrennt sind oder immer noch glücklich sind. Das, was zählt ist doch, dass man für die Dinge im Leben, die einem wichtig sind, kämpft.

 

Photo CC Alejandra Quiroz (2014)

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